Im Wettbewerb um Nachwuchs- und Fachkräfte wollen die öffentlichen Arbeitgeber gern mit attraktiven Arbeitszeitregelungen punkten. Das dürfte allerdings schwierig sein, wie eine Umfrage des dbb schleswig-holstein zeigt. „Der öffentliche Dienst wird von der Privatwirtschaft nicht nur bei der Bezahlung, sondern häufig auch bei der Arbeitszeit ins Abseits gedrängt“, so dbb Landesbundvorsitzender Kai Tellkamp.
Die Umfrage des dbb sh ist auf eine große Resonanz bei den in Schleswig-Holstein tätigen Beamten und Tarifbeschäftigten gestoßen.
Mit der Wochenarbeitszeit zeigen sich nur 18 Prozent der Beschäftigten einverstanden. Insbesondere den Beamtinnen und Beamten ist die 41-Stunden-Woche ein Dorn im Auge, bei deren Einführung vor gut 10 Jahren nicht etwa die Bezahlung entsprechend angehoben, sondern mit der Streichung des Weihnachtsgeldes obendrein gekürzt wurde.
Aber damit nicht genug: Deutlich über 50 Prozent geben an, dass es innerhalb der regulären Arbeitszeit nicht gelingt, den Anforderungen gerecht zu werden. Viele bleiben länger als vorgesehen am Arbeitsplatz. Dabei kommt es sogar vor, dass gesetzliche Arbeitszeithöchstgrenzen überschritten werden. Auch die Teilzeitmöglichkeiten, die die Arbeitgeber gern als Wettbewerbsvorteil darstellen, können sich diesbezüglich als Bumerang entpuppen: Der zunehmende Arbeitsdruck bei Teilzeitbeschäftigung ist ein ernsthaftes Problem.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Arbeitszeitflexibilität bleibt im Lichte der modernen Arbeitswelt häufig eine Worthülse. Langzeitkonten, die für über 70 Prozent der Beschäftigten interessant wären, spielen in der Praxis kaum eine Rolle. Auch die Möglichkeiten der Altersteilzeit bleiben ungenutzt, weil mit diesem Modell meist noch ein veraltetes Ziel verbunden wird: Personalabbau. Diese Zeiten sind jedoch vorbei, heute sollte Altersteilzeit der Per-sonalgewinnung, dem Wissenstransfer und dem alternsgerechten Arbeiten dienen.
Tellkamp: „Das Problem ist, dass bei neuen Vorschlägen häufig wenige Bedenkenträger Chancen für alle anderen ausbremsen. Die Arbeitgeber müssen mehr Mut zu innovativen Modellen und Angeboten haben, wenn sie den Anschluss nicht komplett verlieren wollen!“